Erfahrungsberichte

LEADER+-Region Weserbergland-Solling

Annette Muhs und Daniela Rätz, Regionalmangerinnen

Ausgangssituation

Die Stelle im LEADER+-Regionalmanagement (RM) in der Region Weserbergland-Solling ist seit Anfang 2004 von zwei Regionalmanagerinnen in Teilzeit besetzt. Der LEADER-Prozess ist zuvor von einem Ingenieurbüro aus Hannover initiiert und betreut worden. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) hatte beschlossen, das RM vor Ort zu besetzen, um die Kommunikation und die Transparenz im LEADER+-Prozess zu erhöhen.

Es gab keine Einarbeitung in der Übergangsphase, das Ingenieurbüro hat dem RM jedoch in einem Gespräch das Wichtigste übermittelt und bei Nachfragen telefonisch weitergeholfen. Das Verhältnis war freundlich aber distanziert, da das Büro den Prozess gerne weiter begleitet hätte.

In der Managementarbeit hat sich das RM bisher auf die Antragsformalitäten, die Projektbetreuung, die LAG-Sitzungen und die Organisation der Veranstaltung zum „Tag der Regionen“ beschränkt. Foren und Arbeitsgruppen sollten zunächst ruhen, da die Projektumsetzung im Vordergrund stehen sollte. Das Regionale Entwicklungskonzept spielt die Arbeit des RM eine große Rolle, da sie der Leitfaden für die Prozessarbeit ist.

Im kommenden Monat sind nach über einem Jahr die Fortführung zweier Foren (Landwirtschaft/Tourismus) geplant. Viele der Akteure in der Region sind dem RM nach wie vor unbekannt, die Beteiligung der Bevölkerung ist bis auf wenige Ausnahmen, dies sind vor allem die Projektträger, nicht besonders groß. Zum Teil ist eine Frustration zu bemerken, da einige Projektideen aufgrund mangelnder Förderrichtlinien nicht umgesetzt werden konnten.

Es wurde folgende Frage als Anliegen für die Aufstellung formuliert „Was kann das RM tun, damit sich die Akteure wieder aktiv am Prozess beteiligen?“. Es wurden für die Fragestellung nachstehenden Gruppen bzw. Personen ausgewählt:

  • Vorstand LAG
  • Mitglieder LAG
  • Regionalmanagement
  • Projektträger
  • Akteure
  • Regionale Entwicklungskonzept
  • Ingenieurbüro

    wurde als fehlend empfunden und nach Beginn hinzugefügt

 

Ergebnisse:

Die Beziehung zum Vorgänger Ingenieurbüro: Die Anerkennung von deren Arbeit verdeutlichen – fehlt bislang.

LAG – hat eine übergeordnete und distanzierte Position und stellt den Zugang zu den Akteuren dar, vor allem aus Sicht der Akteure.

Vorstand – neben LAG wichtig für den Zugang zu den Akteuren und das gute Verhältnis mit dem derzeitigen Vorsitzenden sollte genutzt werden.

REK – hat während der Aufstellung verschiedene Positionen eingenommen: zunächst starke Nähe zum Regionalmanagement – zur Frage nach dem Zugang zu den Akteuren eher die gegenüberliegende Position. Die Vorstellung des REK im Forum ist ein guter Weg: Das REK stellt einen guten Zugang zu den Akteuren dar, da viele von ihnen bei der Erstellung mitgewirkt haben, sowie die Möglichkeit, die Gründe für die Frustration in der Bevölkerung festzustellen und über die Chancen der Zusammenarbeit zu diskutieren.

Vorstand – LAG – REK bilden eine Einheit

Das Regionalmanagement selbst kann derzeit die Akteure nicht motivieren, sie sind frustriert und brauchen eine häufigere Ansprache. Dies ist zukünftig verstärkte Aufgabe des Regionalmanagements

Die Aufstellung hat dem RM deutliche Zeichen und praktische Hinweise für dieses konkrete Problem geliefert. Die Einstellung zu den beiden Terminen hat sich deutlich entspannt, die Situation hat sich auf einer übergeordneten Ebene aufgeklärt. Es haben sich deutlich Mittel herausgestellt, mit denen das RM auf die Akteure zugehen kann (Vorstellung des REK, Einbeziehung der LAG und des Vorstandes).

 

Umsetzung:

Für die Planung der Foren hat das RM jeweils ein LAG-Mitglied bzw. den Vorsitzenden miteinbezogen und sich im Vorhinein über die einzelnen Programmpunkte abgesprochen. Das REK wurde, wie vorher geplant, ausführlich mit Ist-Zustand und offenen Maßnahmenfeldern vorgestellt.

Zudem wurde ein Fragebogen ausgeteilt, der eine Bewertung des LEADER+-Prozesses beinhaltete. Die Diskussion zu alten und neuen Projektideen war konstruktiv, so dass im Nachhinein viele Projektideen (in Projektgruppen) weiter entwickelt und umgesetzt werden sollen.

Die Beteiligung an den Foren war so hoch wie zu Beginn des Prozesses im Jahr 2001. Die Besucher setzten sich aus bereits aktiven und neuen Personen zusammen.

Erfahrungsbericht von Liselotte Unseld, Regionalentwicklung Unseld, Langfurth

Als Regionalberaterin bin ich in mehreren Regionen vorwiegend in Bayern tätig. Zu dem Seminar „Regionsaufstellung“ brachte ich einen vertrackten Fall mit, der mich seit einigen Jahren immer wieder beschäftigte. Mehrere Anläufe, die Situation zu lösen, brachten wenig Ergebnis. Die Situation frontal anzugehen, sie zu ignorieren, im Umfeld Einfluss zu nehmen – keine dieser Strategien hatte einen Durchbruch erbracht.

Durch die Aufstellung der Ausgangssituation sowie deren Veränderungen während des Prozesses wurden vor allem Hintergründe für mich sicht- und greifbar. Ich gewann wesentliche Erkenntnisse aus den Äußerungen der Vertreter, wie sie die einzelnen Stadien empfanden. Aus der Distanz zum aufgestellten System konnte ich Vermischungen, Fehlinterpretationen und persönliche Animositäten klar erkennen. In der nachfolgenden Besprechung im Seminar konnte ich meine Erkenntnisse vertiefen.

In der Praxis lösten sich die „dicksten“ Knoten allein durch meine geänderte Haltung zum System. Ich konnte durch mehr Distanz zu der Situation zum einen meine persönlichen Verstrickungen und damit meine Belastung verringern. Zum anderen konnte ich in den Prozess wieder steuernd und moderierend eingreifen, was die regionale Entwicklung erleichterte und die Beteiligten stärker motivierte. Ich hätte nicht gedacht, dass durch ein einziges Seminar, an dem ja die anderen Prozessbeteiligten gar nicht teilnahmen, sich so viel bewegt!

 

 

Erfahrungsbericht von Hannes Werner-Busse, pro regio AG, Frankfurt am Main

Die Tätigkeitsfelder der pro regio AG liegen vorwiegend in der Stadt- und Regionalentwicklung. In Projekten und Prozessen die pro regio begleitet, treffen in den Arbeitszusammenhängen die unterschiedlichsten Systeme aufeinander.

Um diesen kompetent und entsprechend der Aufgabenstellung zu begegnen, ist es wichtig diese Systeme „lesen“ zu können und diese entsprechend respektvoll zu behandeln.

In dem Seminar Regionsaufstellung nahm ich das Beispiel des eigenen interdisziplinären Teams zum Anlass, die Arbeitsbeziehungen im Team entsprechend der von mir angenommenen Ausgangssituation aufzustellen. Sehr schnell zeichnete sich ab, welche Dynamiken aus aktuellen, aber auch vergangenen Situationen vorhanden sind. In der Aufstellung wurde durch die Äußerungen der Stellvertreter eindrucksvoll greifbar, wie diese Dynamiken zu erkennen, zu würdigen und einzubinden sind.

Schnell wird bei den Prozessschritten der Aufstellung deutlich, welche Rollen die einzelnen Mitglieder des Teams einnehmen und was ich für mich und mein Tun daraus ableiten kann. Diese Erkenntnisse waren für mich sehr wertvoll, da ich nun meine eigene Haltung und somit meine Rolle im Team verändern und dadurch mehr Sicherheit bei meinen Entscheidungen und Positionen erlangen konnte. Die gewonnene Sicherheit spiegelt sich auch in meinem persönlichen Arbeitsverhalten wieder und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Teambildung und professionellen Arbeitsstrukturen. Es tat schlicht und ergreifend auch einfach gut aus der Distanz zum System Bestätigungen, Neuerungen und Lösungsideen zu erkennen.

Mit diesem Seminar und meinen Erfahrungen aus eigenen Familienaufstellungen bin ich um das Wissen reicher, dass die Methode der Regionsaufstellung einen guten und lösungsorientierter Beitrag für regionale Entwicklungsprozesse und insbesondere deren Arbeits- und Organisationsstrukturen leisten kann.